Oder: was ist möglich?

Der „Coffee to go“ ist lange schon für die moderne Zeit ein bezeichnender Begriff. Verbindet man doch damit, dass quasi im „Vorbeigehen“ und eine Pause vorgaukelnd, der Genuss mitzunehmen sei. Es ist praktisch, einfach und üblich im schnell getaktetem Lebensablauf auch die Kaffeepausen ohne Zeitverlust zu integrieren. Schon längst gibt es den Begriff „to go“ in unserem Sprachgebrauch für genau den Anspruch: „etwas ist schnell, leicht und ohne Umweg oder Zeitverlust zu haben!“

von Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0
„Coffee to go“ von Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0

Genau diese Bequemlichkeit scheint in unsere Vorstellung eines optimierten Lebens-Stils hineinzupassen und prägt fast einen modernen gesellschaftlichen Ausdruck von Geschäftigkeit zum Erfolg.

Eine allgemeine Zunahme von Ungeduld und Hektik nehme ich inzwischen auch in meiner Praxis wahr. Wir kennen alle den Begriff: „Zeit ist Geld“ und somit ist der Wunsch nach noch schnellerem „Abhandeln jeglicher Angelegenheit“ unter dieser Prämisse schwierig!

Eine Frage, die mir als homöopathischer Therapeutin immer wieder gestellt wird, ist es evtl. wert, beleuchtet zu werden. Ein kurzer, exemplarischer Anruf:

„Kann man da (zu irgendeiner beliebigen Beschwerde) nicht irgendetwas machen? Globuli helfen doch…“ „Ja natürlich“, antworte ich dann, „Wollen Sie einen Termin ausmachen?“ „Ja, aber es gibt da doch etwas dagegen… ich könnte am Abend noch schnell kurz vorbeikommen…!“

Es gibt mehrere Punkte, die in diesem Zusammenhang wichtig sind:

Nett gemeinte Ratschläge von Bekannten oder Freunden, ein gewisses homöopathisches Mittel zu versuchen, welches jene selbst schon mal wegen ähnlicher Beschwerden bekommen haben, sind vergleichbar mit einem Lotterie-Glücksspiel. Das Prinzip der, für die Arzneiwahl essenziel entscheidenden Individualität jedes einzelnen ist hier vollkommen außer Acht gelassen! Jeder Mensch ist im Ausdruck der Beschwerde eigen!

Wenn man sofort und schnell einen Effekt erwartet, ist es wirklich ratsam beim Arzt oder in der Apotheke einen kompetenten Rat einzuholen, um eine Linderung zu erfahren. Unabhängig dessen ist es möglicherweise auch ein Ausdruck, dass man zu den eher ungeduldigen Menschen gehört. Oder ein großes Verlangen hat oder einen Mangel verspürt… oder, oder…

Es gibt natürlich die Möglichkeit der Verordnung homöopathischer Arzneien nach dem Prinzip der sogenannten „Bewährten Indikationen“, wovon vieles auch in homöopathischen Ratgebern zu finden ist. Durch eine Teil-Ähnlichkeit ist es durchaus möglich schnell einen Effekt zu sehen. Dabei ist es jedoch fraglich, ob etwas nur kurz hilft oder ob es auch eine anhaltende Heilung bedeuten kann. Zweiteres wäre eher ein zufälliger Glücksfall!

Von Wikidudeman - Eigenes Werk, Gemeinfrei,
Homöopathische Globuli und Dilutionen – Gemeinfrei

Viele Ärzte, die auch Homöopathie anbieten, verordnen gängige Arzneien nach diesem „bewährten“ Prinzip. Es wird immer mehr danach gefragt, da mündige Patienten nicht mehr so viele Medikamente einnehmen möchten! Es bleibt aber meist der schulmedizinische Ansatz: Die homöopathischen Arzneien werden nach Symptomen-Komplexen verschrieben. Natürlich kann eine „Teil-Ähnlichkeit“ aufgrund der körperlichen Beschwerden die Lebenskraft berühren und somit zur Harmonisierung anregen.

Die meist allgemeine Betrachtungsweise des Charakters oder des Typen eines Menschen (allgemein mit Konstitution beschrieben) führt dann eher spekulativ zur Indikation einer Arznei.

Der Umgang, die Herangehensweise und Verschreibungspraxis Globuli zu verteilen ist sehr unterschiedlich! Das ist allgemein zu beobachten und führt zwangsläufig zu Irritationen und so auch zur allgemeinen Kritik an dieser Heilweise.

Jetzt wird es eventuell verwundern, dass ich als Homöopathin das sehr gut verstehen kann. Es ist bedauerlich, wie unwissend Globuli empfohlen und auch genommen werden. So werden die kleinen weißen runden „Informationsträger“ zu unwirksamen Placebos degradiert.

Da stellt sich doch die Frage, ob der Placeboeffekt nicht ein Geschenk für die menschliche Natur ist bei all den Medikamenten, die in vertrauenswürdiger Beziehung zu einem guten Arzt genommen werden. Außerdem organisiert unsere Lebenskraft ja viel mehr in uns, als wir uns wirklich vorstellen können!

Die Feststellung: „Ja, aber Globuli helfen doch!“ ist, wenn man es genauer bedenkt nur für den Fall zu bestätigen, wenn deren geistartige Information, dem sozusagen „verknoteten“ Punkt unseres Geistes entspricht, auf den unsere Lebenskraft hinweist! Diese verborgene, individuelle Region zu erkunden und dann die Ähnlichkeit mit einer Arznei zu verstehen ist ‚Homöopathische Heilkunst‘, wie Hahnemann diese Heilmethode schon bezeichnete!

Damit Globuli wirklich heilen können, braucht es einen geschulten, unabhängigen und unvoreingenommenen Therapeuten für die Verordnung der passendste Energieschwingung.

Es ist komplexer und etwas „komplizierter“ als der reine Wunsch: „Globuli to go“ schnell auf die Hand, die dann sofort helfen und bitte auch für alles andere auch!

Von Francesco Salviati - Francesco_Salviati_005.jpg, 2011-07-10 13:03 (UTC)derivative work: Parzi (talk), Francesco_Salviati_005.jpg: Salviati, Francesco, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15755097
Kairos von Francesco Salviati Gemeinfrei

Das kann passieren, natürlich! Aber es sind Glücksmomente, in denen Kairos (der griechische Gott des richtigen Augenblickes) anwesend war und „beim Schopf ergriffen wurde“!

In der homöopathischen Therapie geht es um schnelle und anhaltende Heilung, die braucht erst einmal ein wenig Zeit – und Hingabe!

Als eine mögliche Analogie hier die Geschichte vom 18. Kamel:

Von AMA BAYA - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79413304
Camel-Schatten-Bild in der Wüste von AMA BAYA – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Als der alte Scheich im Sterben lag, rief er seine drei Söhne zu sich und sagte: „Meine Tage sind gezählt und ich habe euch kommen lassen, um meinen letzten Willen kund zu tun. Das Wertvollste, das ich besitze, meine 17 Kamele, sollen nach meinem Tode wie folgt aufgeteilt werden. Der Älteste, erhält die Hälfte der Herde, der Zweitälteste erhält ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel. Kurz darauf verstarb der alte Scheich, und da ging auch schon das Gezanke los. Wie sollten die drei Brüder eine Herde von 17 Kamelen durch 2, 3 oder 9 teilen können? Bevor das Ganze in einer Rauferei endete, baten die Brüder einen weisen Derwisch um Rat. Die Brüder mussten die 17 Kamele holen. Er stellte seines dazu und sprach: „Jetzt sind es 18. Teilt nun brüderlich.” Der Älteste bekam 9 Kamele (18 : 2 = 9), der Zweitälteste erhielt ein Drittel (18: 3 = 6) und der Jüngste erhielt zwei Kamele, was einem neuntel der Herde entsprach (18 : 9 = 2). Das sind also 9 + 6 + 2 = 17. Siehe da, ein Kamel blieb übrig. Die Brüder waren sprachlos, bedankten sich beim Derwisch und gaben ihm das Kamel zurück. – die Quelle ist unbekannt

Vielleicht suchen wir Homöopathen für jeden einzelnen Menschen, der um unsere Hilfe bittet, genau dieses „18. Kamel“, welches eine Lösung bedeutet! Das ist im Allgemeinen jedoch etwas komplexer, als dass man es im Vorbeigehen abholen könnte.