Heuschnupfen und allergische Reaktionen

Der Heuschnupfen – die allergische Rhinitis gehört zu den atopischen Erkrankungen. Das Wort „Atopie“ stammt aus dem Griechischen, es heißt „Ortlosigkeit“ im Sinne von „nicht zu zuordnen“.

Das Wort „Allergie“ kommt ebenso aus dem Griechischem und bedeutet in etwa: „andere Wirkung“. Und genau das kennen die Betroffenen sehr gut. In dem Fall gibt es eine Reaktion, die eben anders ist als es eigentlich sein sollte. Es besteht die Neigung auf eine harmlose Substanz der Umwelt, z.B. Hausstaub oder Pollen mit einer Überempfindlichkeit zu reagieren.

„Alpenwiese“ by ​wikipedia user Cooper. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Diese überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems kann deutlich in Erscheinung treten. Manchmal wird die Allergische Reaktion erst durch verschiedene Diagnoseverfahren, wie z.B. Blutuntersuchungen, Pick-Test oder den Provokationstest zur Gewissheit. Es wird allgemein viel geforscht, an den Gründen, der Ursachen und des Anstieges von Allergien. Diskutiert werden z.B. Umwelteinflüsse oder eine vererbte Disposition. Doch diese Debatte ist für „Allergiker“, die betroffen sind nicht so entscheidend, denn die Maßnahmen  gegen allergische Schübe sind meist nur palliativ. Dies bedeutet sie lindern die Beschwerde, bekämpfen jedoch nicht die Ursache der Erkrankung.

Es werden verschiedenste „Antihistaminika“ als Antiallergika verordnet, welche die einzelnen Schübe lindern. Doch diese haben keinen zentralen Einfluss auf die im Inneren fehlgesteuerte Immunantwort auf ein eigentlich harmlosen Reiz, das sogenannte Antigen. Das  Reaktionsmuster wird auch durch Vermeidungsstrategien oder Desensibilisierungs Behandlungen nicht wirklich verändert. Oft wird beobachtet, dass sich die Übersensibilität auf  andere Stoffe verlagert. Bekannt sind die sogenannten „Kreuzallergien“. Hierbei handelt es sich um Fehlreaktionen im Immunsystem auf Stoffe, die ähnliche Eiweißstrukturen, wie das  eigentliche Allergen haben. Oft ähneln die Unverträglichkeitsreaktionen nicht der „bekannten  Allergie“. Die Pollenallergie geht oft mit einer Unverträglichkeit auf bestimmte  Nahrungsmittel einher. Birkenpollenallergiker klagen häufig über zusätzliche Unverträglichkeit auf Äpfel, Nüsse und Erdbeeren. Auch Sojaproduke können heftige  Reaktionen hervorrufen, da das wichtigste Birkenpollenallergen dem Sojaprotein sehr ähnlich ist.

„Alle Jahre wieder?“ – Heuschnupfen und allergische Reaktionen

„Pollen from hazel male flowers (4485171773)“ by Gilles San Martin from Namur, Belgium – Pollen from hazel male flowersUploaded by Jacopo Werther. Licensed under CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

Die heftigste Reaktion ist der gefürchtete anaphylaktische Schock, der tödlich sein kann.  Universitäts-Ärzte warnen inzwischen: „Das Problem ist, dass die meisten Birkenpollenallergiker nicht wissen, dass sie auch gegen Sojaprodukte allergisch sind!“

Die sogenannte Histamin-Intoleranz ist genaugenommen weder eine Allergie noch eine

immunologische Nahrungsmittelunverträglichkeit, sondern eher eine Abbaustörung. Das

Histamin im Körper kann nicht adäquat d.h. angemessen abgebaut werden. Es handelt sich

sozusagen um eine Folge oder einen Begleitumstand anderer Unverträglichkeiten.

Das Histamin dient als einer der Botenstoffe im Körper, die eine Entzündungsreaktion

bewirken. Es spielt bei der Abwehr körperfremder Stoffe eine zentrale Rolle und ist im

Immunsystem, somit auch beteiligt bei den allergischen Reaktionen.

Die Brennnessel produziert in ihren Brennhaaren unter anderem das Histamin als Abwehrstoff, die Hautreaktion mit dem juckenden Nesselausschlag ist jedem bekannt.

Diese und verschiedene weitere Reaktionserscheinungen auf bestimme Substanzen, werden in der homöopathischen Behandlung im Sinne der Ähnlichkeit genutzt.

Der homöopathische Ansatz zur Behandlung von allergischen Reaktionen:

Die akute Behandlung dient meist auch nur der Linderung, wobei das Beschwerdebild mit der akuten Symptomatik im Vordergrund steht.

Beispiele einiger potenzierter Arzneien, welche häufig als Heuschnupfenmittel verwendet werden sind:

Allium cepa die Küchenzwiebel: deren milder Tränenfluss, scharfer Nasenausfluss und Verschlimmerung in Wärme die Leitsymptome darstellen.

Euphrasiader Augentrost: klagt mehr über die Augen, als über die Nase; denn hier ist der Tränenfluss brennend, beißend und macht wund.

Sabadilladas Läusekraut: hat Heuschnupfen mit Brennen der Augen und Nase. Sowie starkes Jucken am Gaumen und ist allgemein sehr verfroren.

Aralia racemosa die Amerikanische Narde: hat scharfen, wässrigen Schnupfen der in kalter Zugluft auftritt und eine Verschlimmerung beim Hinlegen und im ersten Schlaf verursacht.

Sinapis nigra der Schwarze Senf: hat trockenen Schnupfen, geringe, aber scharfe Absonderung. Brennen und Hitzegefühl in den Augen und dem Gefühl als hätte man sich durch ein heißes Getränk am Gaumen verbrannt.

Sticta pulmonaria die Lungenflechte: Geruchsverlust, Völlegefühl an der Nasenwurzel mit Kopfschmerzen, Krusten an der Nase schlimmer am Abend und in der Nacht. Prickeln in der Luftröhre mit trockenem quälendem Husten.

Die Liste der Arzneien, die bei akuten Schüben lindern können, ist ewig. Alle diese Arzneien haben potenziell auch die Kraft zur Heilung der zugrunde liegenden Veranlagung. Doch schon aus dem Umfang der Arzneien und deren präzisen Anwendung ist verständlich, dass die Bewertung der Symptomatik einem erfahrenen homöopathischen Therapeuten bedarf.

Das Ziel des homöopathischen Ansatzes ist, die Fehlregulation des Abwehrsystems als eigentliche Ursache der Allergie zu beheben. Hier liegt das wirkliche Potenzial des homöopathischen Behandlungsansatzes!

Es wird, wie bei jeder anderen chronischen Erkrankung eine Konstitutionsbehandlung empfohlen. Dafür werden sowohl die persönliche, individuelle Reaktionsweise des Patienten als auch Krankheiten in der Vorgeschichte und der Familie in der Krankenbefragung erkundet. Solch ein umfangreiches Symptomen-Bild dient als Grundlage zur Auffindung eines ähnlichen Arzneimittels.

Die Dauer, wie lange die Änderung hin zu einer Harmonisierung der Reaktionsweise braucht, ist nicht vorhersagbar. Wir sprechen hier auch nicht von einer „Desensibilisierung“, sondern viel mehr von einer Harmonisierung im Reaktionskreislauf des Körpers. Somit liegt auch nahe, dass der Heuschnupfen und die Allergie nicht als Akuterkrankung behoben werden können, sie sind vielmehr Ausdruck einer chronischen Beschwerde. Die homöopathische Behandlung wird vom Therapeuten über den Zeitpunkt des akuten Geschehens, also über den Zeitpunkt des Abklingens der allergischen Symptome fortgesetzt. Durch eine chronische konstitutionelle Behandlung wird das fehlgesteuerte, überschießende Reaktionsmuster dauerhaft umgestimmt.

Dann kann der Kreislauf der jährlich immer wiederkehrenden Allergieschübe durchbrochen werden.
 Kochler Blattl – April 2015