Der Bergkristall in der Homöopathie

Die funkelnden Eiszapfen in meinem Fenster inspirierten mich hier das große homöopathische Arzneimittel Silicea vorzustellen. Lange haben wir hier in den Bergen mal wieder auf die winterliche Kälte gewartet. Die Tatsache, dass so nun diese gefrorenen “Wasser-Aggregatzustände“ in der klaren Wintersonne funkeln, lässt meine Phantasie abschweifen in die Bergkristallwelt tief im Inneren der Erde  mit verzauberten mystischen Gestalten. Beim Gefrieren von Wasser zu Eiskristallen können wir das Wunder der Kristallisation bestaunen!

Der Begriff Kristall stammt von dem griechischen Wort κρύσταλλος (krýstallos, zu κρύος krýos „Eiseskälte, Frost, Eis“). Es bedeutet zunächst, bei Homer “Eis“ – später dann auch alles dem Eis Ähnliche, Helle und Durchsichtige. Insbesondere der Bergkristall, aber auch farbige Edelsteine und Glas werden so genannt.

In diesen Assoziierungen sind auch einige der Wesenszüge dieser gut bekannten homöopathischen Arznei zu spüren. Die Starrheit der Eiszapfen, die Kälte, das funkelnde klare Strahlen…

Aus was ist diese potenziert Arznei eigentlich hergestellt? Wir sprechen oft vom Bergkristall, das ist schnell verständlich, die Arznei wird aus Kieselsäure, Kieselerde (SiO2) hergestellt, das entsprechende Schüssler Salz Nr. 11 ist das „Stabilisierungsmittel“.

Es gibt kaum ein anderes Mineral, welches so viele Gestalten hat wie der Quarz. Es sind die quarzhaltigen Edelsteine wie z. B. der Amethyst, Topas oder Citrin. Silikate stecken aber auch im Quarzsand, sie dienen den Pflanzen als Gerüstsubstanz und beim Menschen ist es ein besonders Spurenelement in den Haaren, Nägeln, Knochen und im Blut. Besonders Pflanzen mit sehr elastischen Stängeln wie Reis sind reich an Kieselsäure. Weizenstroh enthält 68% davon und in der Asche von Schachtelhalmen kann bis zu 90% davo enthalten sein. Es gibt eine Hindu-Medizin aus Silicium-Körnchen, die aus den Bambusknoten stammen, den sogenannten „Bambuszucker“ (Tabasheer).

Die Stützeigenschaft des stofflichen Siliziums zeigt sich auch in dem homöopathischen Arzneimittelbild.

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Bergkristalle von Didier Descouens – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0

Es besteht eine mangelnde Assimilation. Das bedeutet, der Körper nimmt die für das Wachstum benötigten Stoffe  nicht ausreichend aus der Nahrung auf. Das hat zur Folge, dass es zu Abmagerung, Zwergwuchs, oder einfach zu chronischer Erschöpfung kommen kann. Mangelnde Selbstheilungskräfte sind zu beobachten, wie starke Eiterbildung, Abszesse oder Fistelbildung.

Im Körper sind Mangelerscheinungen an den Fingernägeln zu sehen, die Haare sind spröde. Im lymphatischen System kommt es zu Verhärtungen, auch wirkt es auf Knochen und fibröses Gewebe.

Der allgemeine Energiemangel mit Frösteln, starker Empfindlichkeit auf Zugluft, oft sogar frieren bei Bewegung, lassen sich durch die „Signatur“ im klaren kühlen Bergkristall erkennen. Wie bei anderen Steinarzneien, ist die Reaktionsfähigkeit von Menschen, die Silicea benötigen, sehr langsam. Es besteht eine gewisse Starrheit und mangelnde Flexibilität auf allen Ebenen.

Auf der geistigen Ebene gibt es den Mangel an Selbstvertrauen, Versagensängste sowie eine (Über-) Empfindlichkeit auf Kritik oder Sticheleien. Die Furcht vor öffentlichen Auftritten entspricht dem subtilen, innerlich erlebtem Gefühl wie aus Glas zu sein. Es soll unbewusst vermieden werden, dass andere in ihn hinein sehen können und da eventuell gespürte Schwächen erkennen. Zu den Mitmenschen kann dadurch auch eine Distanz wie „durch eine Glaswand“ gespürt werden.

Die „Starrheit“ zeigt sich mental durch eine fixierte Dickköpfigkeit, Sturheit mit der an rigider Vorstellung festgehalten wird. Andererseits fehlt es ihnen an Durchsetzungsvermögen. Doch die geistige Klarheit und der hohe Ehrgeiz befähigt sie zu präzisen, perfekten Tätigkeiten, die sie integer bewerkstelligen.

Auf der körperlichen Ebene besteht eine Neigung zu Vergrößerungen und Verhärtung der Drüsen im Bindegewebe. Die mangelhafte Assimilation im Stoffwechsel führt zu brüchigen Nägeln, Zahnschmelzschwund, Knochenerweichung (wie Rachitis) oder Erschöpfung oder Abmagerung. verzögerter Heilungstendenz von Wunden, bis hin zu starken Eiterungen, wie Nasennebenhöhlenvereiterungen oder Nagelbettgeschwüren.

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feine Eisblumen

Kinder haben oft eine feine, nervöse „aristokratisch“ wirkende Erscheinung, manchmal erinnern sie an Porzellanpuppen. Es zeigt sich bei Kindern in einer langsamen körperlichen Entwicklung, Kleinwuchs. Die verzögerte Entwicklung der Knochen ist sichtbar daran, dass die Fontanellen ungewöhnlich lange offen bleiben. Sie sind sehr intelligent, wählerisch, eigensinnig bis reizbar und jeder Widerspruch verschlechtert ihren Zustand. Sie mögen nicht angefasst oder angeredet werden, weinen dann und wimmern. Sie fürchten zu versagen, lernen spät laufen und sprechen, sind schreckhaft mit unruhigem Schlaf und auch mit Schlafwandeln. Die Mondphasen haben einen großen Einfluss auf ihre Beschwerden, ganz besonders bei Neumond ist es schlimmer. Sie haben meist einen großen Kopf im Vergleich zum zarten Körper. Typisch ist Kopfschweiß beim Einschlafen.

Es besteht lang andauernde Abstoßungstendenz aller Fremdkörper, wie das Herauseitern von Splittern oder auch nach Einatmen von Steinstaub. Die dahinter liegende Angst, vor Glasscherben und Nadeln verdeutlicht die Schwierigkeit Fremdes zu integrieren. Auch nach Impfungen, wenn diese krank machen, kann diese Arznei, wenn sie anzeigt ist, gute Dienste vollbringen.

Kennzeichnend sind in der Regel immer eine Verschlimmerung durch Kälte, Zugluft oder kaltes feuchtes Wetter so wie im  Winter. Ebenso folgt eine Verschlechterung durch den Mond, durch Aufregung und Alkohol.

Besser wird es bei Wärme, z.B. ein warmes Zimmer, warme Getränke oder Einhüllen des Kopfes.

Auslöser können sein: Verletzung durch Splitter, nach kalten Getränken, Impfungen, Unterdrückung von Schweiß und Überanstrengung. Traumatische Erlebnisse, wie Trennungs- oder Isolationserlebnisse können auch die Ursache für eine Silicea-Pathologie sein, denken wir nur an die kleinen Frühchen im Brutkasten, wenn später mangelnde Selbstheilungskräfte zur Schwäche  und zu oben genannten Beschwerden führen!

Inspirierende Morgenstrahlen durch die Eiszapfen am Praxisfenster
Inspirierende Morgenstrahlen durch die Eiszapfen am Praxisfenster

Es bedarf wie bei allen homöopathischen Verordnungen der feinstofflichen Schwingung, damit diese Arznei in Resonanz mit der Lebenskraft zur Heilung führen kann.

Hier spüren wir diese “Silicea-Energie“ mit der emotionalen Zerbrechlichkeit auch in den Märchen „Schneewittchen“ (der Gebr. Grimm) und „Die Schneekönigin“ von H.Chr. Andersen. Die Erzählung „Der Bergkristall“ von Adalbert Stifter  lässt uns die magische Winterwelt mit glitzernden Eiskristallen vielleicht auch neu erleben.