Egal ob wir uns an Träume erinnern oder nicht – jeder Mensch träumt und selbst Tiere träumen! Die Frage: „Was haben Sie geträumt?“ führt immer wieder zu interessanten Antworten. Das Spektrum reicht von „Ich träume nie!“ bis hin zu sehr bildhaften, fast romanhaften Schilderungen. Es gibt hier so unterschiedliche, kaleidoskopartige Variationen eben genau so, wie einzigartig und individuell wir Menschen sind.
Schon in alten Kulturen galt es im Traum die „Botschaft der Götter“ zu empfangen. So wurden in Mesopotamien sogenannte Traumhauch-Hütten oder im antiken Griechenland Tempel extra zu diesem Zweck aufgesucht.
Kranke pilgerten eigens zu den dem Asklepios, dem Gott der Medizin, geweihten Tempeln, um dort im Schlaf mit Hilfe ungiftiger Schlangen die erhoffte Botschaft zu empfangen. Der Stab mit der Schlange ist bis heute das Symbol für Ärzte und Apotheker!
Eine der wohl bekanntesten Traumaufzeichnungen im Alten Testament ist der Traum von Jakob (Genesis 28, 10-22).
Auch kennen wir die in der Bibel beschriebenen Traumdeutungen von den sieben fetten Jahren und den sieben mageren Jahren. Sowie den entscheidenden Traum von Josef, in dem ihm die Engel befahlen mit Maria und dem Jesuskind nach Ägypten zu fliehen.
Was ist eigentlich ein Traum? Es kennzeichnet eine psychische Aktivität, während des Schlafes. Meist während der so genannten REM-Schlafphase, die durch schnelle Augenbewegung gekennzeichnet ist. Diese „Rapid Eye Movement“ Phase ist außerdem auch noch durch schnellen Pulsschlag, unregelmäßigen Atem, sowie eine absinkende Muskelspannung gekennzeichnet. Forschungen habe erwiesen, dass Probanden, die man daran hinderte zu träumen, mit körperlicher und seelischer Erschöpfung reagierten. Der Traum ist also für ein körperliches Wohlbefinden und die Ausgeglichenheit im Gefühlsleben absolut notwendig.
Das Traumgeschehen handelt oft von Ereignissen oder Dingen, die in der Wachrealität unwahrscheinlich oder sogar unmöglich sind. Sie können aber auch (realen Dingen) der Realität entsprechen und bildhaft das Alltagsgeschehen widerspiegeln. Diese Ausdrücke des Unterbewussten in der Schlafphase können mit stark emotionalem Erleben assoziiert werden, wie es unter anderem bei Angst- oder Albträumen in der heftigsten Form des Erschreckens erlebt wird. So haben Erwachsene oft noch eine Erinnerung an ihre Albträume/Fieberträume aus der Kindheit.
Manche Menschen reden im Schlaf, bewegen sich ruhelos hin und her. Die unbewussten nächtlichen Tätigkeiten reichen hin bis zum Schlafwandeln oder dem Pavor Nocturnes, dem nächtlichen Schreien. All das ist jeweils ein individueller, unbewusster Ausdruck der tiefen Erlebnisebene einer Person, mit eigenen, unterschiedlichen Reaktionsmustern als Bewältigungsstrategie. Aus dem Grund bezeichnen viele Psychotherapeuten den Traum als Königsweg zum Unbewussten. Wobei sich die wirkliche Deutung nur dem Träumenden selbst offenbart!
„Der Traum selbst ist ein natürlicher und notwendiger Ausdruck der Lebenskraft.“
Carl Gustav Jung
Genau das ist es, was uns in der Homöopathie interessiert: der Ausdruck der Lebenskraft! Die homöopathischen Heilmittel haben ihre verschiedenste Ausdrucksformen eben auch in den Schlaf- und Traummustern.
So haben z.B. die Arzneimittel aus der Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse, der Solanaceae, einen starken Bezug zu allerlei Alpträumen. Es sind die früheren Hexenkräuter, zu denen die heimische Tollkirsche, das Bilsenkraut oder auch der Tabak und die Kartoffel gehören. Es sind besonders die Themen von “schwarz – weiß“, “Tag – Nacht“ und “hell – dunkel“, die in ihrer Polarität zum Ausdruck kommen.
Gemeinsam ist ihnen folgendes, innewohnendes zentrales Erleben:
Die Welt wird als ein unsicherer Ort mit lebensbedrohlichen Situationen erlebt, in dem kein Urvertrauen gefühlt wird. Dieser Alarmzustand führt zu Flucht oder Kampf gegen Feinde im Außen, oder eine plötzliche Entladung angestauter Energien. Eine gestaute Aggression, kann zur Angststarre führen oder durch „Vergessen“ abgespalten werden. Die Beziehung zur “Anderswelt“ kann eventuell im Traum oder im Fieber hervorscheinen.
Ein kurzes Fall Beispiel:
Eine recht selbstbewusste Frau Mitte 40 bat dringend um einen Termin. Sie hatte starken Harndrang mit teilweisem unfreiwilligem Urinabgang. Sie schilderte, dass diese Beschwerden aus heiterem Himmel kamen.
Es war Spätsommer, die Badesaison hatte sie mit Freude ausgenutzt, sie liebte es auf der Wiese in der Sonne zu liegen. Aber die letzten Male war der Boden der Badewiese schon deutlich kühler und so vermutete sie, sich verkühlt zu haben. Sie berichtete von einem Hautausschlag, der bei Kälte auftritt und dann nachts in der Bettwärme furchtbar zu jucken anfange. Sonst sei es noch auffallend, dass sie oft aus dem Schlaf erwachen würde, als sei sie von jemand gerufen worden! Wenn sie dann aufwacht bleibt noch ein Gefühl zurück als würde ein Gespenst verschwinden. Als Kind hatte sie sehr oft Geister- und Horrorträume. Ihre Eltern hatten sich immer wieder erstaunt darüber gezeigt, wie gehetzt sie im Erwachen von ihren „Verwirrungen“ erzählte.
Nach mehreren Gaben der homöopathischen Arznei “Dulcamara“ verschwanden die Blasenbeschwerden sehr schnell.
Kennzeichnend für diese Arznei sind, außer den körperlichen Beschwerden und der “Folge durch Abkühlung“, die wegweisenden Traumschilderungen gewesen.
Solanum dulcamara, heißt zu Deutsch „Bittersüßer Nachtschatten“. So wie der Name erahnen lässt, ist es eine wirksame Arznei für vielerlei Beschwerden, die nach heißen Sommertagen mit einer deutlichen Abkühlung entstehen.
Aber Vorsicht! Nur über Trauminhalte oder die damit verbundenen Gefühle lassen sich keine homöopathischen Arzneimittel finden. Es wäre fahrlässig, einfache Bilder als Zeichen zu deuten, wie es in manchen esoterischen Traumdeutungsbüchern beschrieben wird. In der homöopathischen Therapie wird nicht herumgedeutelt oder interpretiert, sondern vielmehr nach einem dem Traum innewohnenden Muster gesucht, welches einen wertvollen Hinweis für die Verordnung darstellen kann.
Ganz gleich, ob es von therapeutischem Interesse ist oder nicht, es lohnt sich immer, eine gewisse Neugier zu entwickeln, über die eigenen Träume neue Facetten des eigenen Wesens zu entdecken! So stellen Sie sich morgen vielleicht selbst wieder einmal die Frage, was habe ich heute Nacht eigentlich geträumt?