Die potenzierte Flugasche (Tephra) des Vulkan Hekla auf Island ist ein kleines wenn aber angezeigt, doch sehr wirkungsstarkes homöopathisches Arzneimittel.
Wie kommt es eigentlich zu so einer speziellen Arznei?
Es war der englische Arzt J. Garth Wilkinson der im 19. Jahrhundert in Island beobachtete, dass am Fusse des Vulkan Hekla, nach dessen Eruption besonders viele der Schafe die dort grasten an gutartigen Knochengeschwüren litten. Die Anzahl der vielen kranken Weidetiere in dieser Region, mit verschiedenen Deformationen beziehungsweise Wucherungen an Knochen inspirierten ihn letztlich, dieses neue homöopathische Arzneimittel herzustellen dessen Ursubstanz er 1872 in einem Fachartikel beschrieb.
Die Veränderungen traten, so vermutete er durch den Anteil der Fluoride auf, die aus dem vulkanischen Material herausgewaschen und gelöst wurden, so dass irgendetwas die Schafe schleichend vergiftet hatte, wodurch diese Krankheitserscheinungen genau dort auftaten.
Die Vergiftung von Fluor ist bekannt und wegweisend für die Symptomatik im Wirkungsbereich diverser Arzneien in denen auch ein Fluoranteil gehört. So zum Beispiel das Schüssler Salz Calcium fluoratum, mit dem Organbezug zu Knochen und Bindegewebe.
Aber zurück zu der homöopathischen Arznei Hekla lava. Potenziert wurde nicht, wie vielleicht irrtümlich durch den Namen vermutet werden könnte, die Lava des Vulkans, sondern vielmehr die Flugasche, welche in einiger Entfernung die Erde kontaminierte. In ihr sind all die chemischen Substanzen und Spurenelemente aus dem inneren des Vulkanes noch vorhanden.
Die Schafe, fraßen ja nicht die Lava am Vulkan, sondern vielmehr dort, wo nach dem Vulkanausbruch so viel Asche niedergegangen ist! Nach dem Ähnlichkeitsprinzip wandte er dann die potenzierte Arznei bei Menschen an, die solche gutartigen Tumore hatten. Durch frappierende Heilungserfolge und eine später durchgeführte Arzneimittelprüfung, bestätigte sich ein ganz eigenes Arzneimittelbild.
Hekla lava ist eine sehr komplexe Arznei, was schon die verschiedenen Anteile von Silicium, Schwefel und, wie schon erwähnt, dem Fluor erahnen lässt. Was aber auch deutlich zu Tage kommt ist ein gewisser energetischer Aspekt, der den eruptiven Charakter eines Vulkans wiederspiegelt.
So gibt es im Arzneiwesen, welches sich eben in einer Ähnlichkeit im Patienten wiederspiegelt „explosive“ Wesenszüge. Eine sehr ruhige gelassene und pflichtbewusste Persönlichkeit mit schwachem Selbstbewusstsein, sie wollen Lob und Wertschätzung und geben darum immer ihr Bestes. Lange arbeiten sie mit großer Kreativität an Projekten, wobei sie nicht so sehr in der Lage sind mit anderen zu kooperieren. Solange sie in ihrem Wirkungsbereich ihr eigener Chef sind, können sie phantastische Dinge kreieren. Sie sind nett und freundlich, sehr kontrolliert aber unter der netten Maske „brodelt“ es. Zurückgehalten werden alle Konflikte aus reiner Furcht vor einem gewaltigen Zornausbruch, der unkontrolliert herausbrechen würde und sehr bereut wird. Das kann dazu führen, dass Beziehungen schnell beendet werden und sie lieber für sich allein leben.
Die Signatur der Vulkane ist offensichtlich, lange sehen sie sehr sanft aus, wenn sie aber anfangen auszubrechen, zerstören sie mit ihrer heißen Lava radikal einen großen Umkreis.
Diese destruktive „Möglichkeit“ spiegelt sich auf vielen Ebenen.
Es sind Beschwerden wie Folgen von Schock, Empörung Unterdrückung von Emotionen wie Zorn. Sowie Beschwerden nach Verletzungen. Zahnextraktionen, leichte Verletzungen ohne nachgehende Blutung. Die Entzündungen oder Verhärtungen entwickeln sich langsam, aber vielmehr werden die Beschwerden nicht so wahrgenommen, bis zu jenem „vernichtenden“ Erscheinungsbild der Diagnose. Ob es Knochenerkrankungen wie Exostosen (Wucherungen wie Überbein) in Schienbein oder Kiefer, brüchige Knochen oder Entzündungen wie Abszesse mit starken neuralgischen Schmerzen sind.
Gemeinsam ist eine Verschlechterung in Ruhe, im Beginn der Bewegung und durch Berührung oder Druck.
Schon Wilkinson hat die Arznei mit Erfolg zur Behandlung von Zahnschmerzen, Zahnfleischabszessen und Kieferschwellungen verwendet. Heute wird es in niedriger Potenzierung häufig als monatliche Kur zur Behandlung von Überbeinen und Fersensporn empfohlen.
Wenn die innere Ähnlichkeit mit dem Charakter zusammen passt, ist diese kleine Arznei durchschlagend in ihrer Heilkraft. Ein Beispiel des sanften Gemüts mit der hochgradigen Empfindlichkeit auf Ermahnung, Kritik oder Ungerechtigkeit ist mir noch aus einer Begegnung in der eigenen Praxis deutlich vor Augen.
Es handelte sich um eine junge Frau, die an einer chronischen Stirnhöhlenvereiterung litt. Alle bisherigen Behandlungsversuche sind nicht so erfolgreich gewesen, als dass diese immer schlimmer werdende Pathologie gestoppt werden konnte. Viele homöopathische Arzneien wären durchaus „berechtigt“ gewesen, was die Vielzahl der Spurenelemente in der Ursubstanz schon vermuten lässt. Was mich zu der Verordnung von Hekla lava bewog, war die Aussage wie sie mit Ärger umzugehen pflegte. Sie ärgerte sich schnell und fürchterlich, besonders über ungerechte Bemerkungen wurde sie sehr zornig. Da sie aber mehrmals in ihren Zornausbrüchen so entgleiste, unflätige Ausdrücke benutzte und, wie sie selber sagte „alles um sie herum zerstörte“, entschied sie sich all das nur noch in ihr mit sich selber auszumachen. Das Schuldgefühl nach solch einem heftigen Wutausbruch wäre weit schlimmer, denn niemand möchte eine so gewalttätige Zerstörung anrichten, dass nichts mehr übrig bleibt.
Nach der Arznei wurden die Nebenhöhlenbeschwerden immer besser was mich aber am meisten beeindruckte war, dass sie schnell nach der Arzneigabe anfing zuerst in ihrer Familie und später an der Uni mit den Leuten leidenschaftliche Diskussionen zu führen. „Mir war nie klar, dass es so viel Freude bereiten kann mit anderen Menschen über Dinge zu diskutieren, ohne dass es ein Streit ist, der durch mich eskaliert.“
Wenn wir verstehen, dass eine hohe Empfindsamkeit mit der Angst zu zerstören hinter den teilweise schweren Pathologien stehen kann, sehen wir den Prozess der Krankheit vielleicht etwas ganzheitlicher.