Als sich im Sommer 2019 eine Gruppe interessierter Frauen mit einer großen Portion „Wissensdurst“, mehr über Homöopathie zu erfahren, um meinen Tisch versammelte, hatten wir alle noch keine Ahnung, wohin uns dieser Weg führen würde.

Das ist immer noch so, daran hat sich nichts geändert! Denn Lernen, besonders gepaart mit innerer Neugier, bedeutet, dass sich ein bestimmter Status Quo zu verändern beginnt. Die monatlichen Treffen unseres Homöopathie Stammtisches mit Tee und Knabbereien waren sehr ungezwungen und heiter, thematisch ging es um die Homöopathie und allgemeinere Gesundheits-Fragen. Doch relativ schnell bemerkte ich anhand der Fragen, dass da ein gewisses ungeduldiges „Drängen“ nach Mehr-Wissen-Wollen in den Fragen speziell zur Homöopathie aufkeimte. Es war gerade so, dass ich spürte: „Oh, nun muss ich mich aber anstrengen die Fragen noch kürzer, exakter und noch verständlicher zu erörtern!“ Parallel ist es uns dazu im Laufe dieser Begegnungen auch sehr schnell bewusst geworden, dass komplexere Sachverhalte nicht „zack-zack“ verinnerlicht werden können!

Das wiederum führte nun dazu, dass jeweils ein Thema pro Abend intensiver vertieft wurde. Zum Beispiel ‚Das allgemeine Wirkprinzip der Homöopathie‘, oder ‚Die spezifischen Grundmuster der Naturreiche‘, aus denen die Arzneimittel hergestellt werden.

Durch den Corona Lockdown 2020 gab es NUR einen dieser monatlichen Termine, der ausfiel!

Entrance to Keen State College. No enter, no learn? By cogdogblog

Es war gerade so, als wäre durch diese „Lücke“ ein ganz neuer Funke in unsere Lerngruppe gesprungen. So wie überall nur noch Onlinemeetings möglich waren, sprangen wir entschieden hinein in diese für uns neue Technik. Unsere Treffen fanden nun zu Hause statt, mit Computer, Notebook oder Handy, mit Bild oder ohne und die Mütter hat´s gefreut, im Hintergrund sogar mit Gutenachtkuscheln, bei abgeschalteten Mikrofonen!

Es änderte sich somit nicht nur das „Format“ sondern auch das Verständnis unseres monatlichen Zusammenkommens. Wir sprachen nun nicht mehr von „Stammtisch“, sondern vom Homöopathie-Abend. Durch die rein virtuellen Treffen wurde auch die Darstellung der Themen, meist ein Arzneimittel pro Abend, professioneller. Die PowerPoint Präsentationen haben uns, mit mehr Struktur und Fokus auf das Thema, die verordnete Distanz vergessen lassen, dass wir eben gerade nicht um einen Tisch sitzen! Anschließend gab es immer eine Runde des Austausches und Fragen, oft thematisch das gewünschte Thema für weitere Termine. So wuchs in unserer Gruppe durch die Corona-Zeit ein sehr starkes „Begegnungspotenzial“ und Gemeinschaftsgefühl.

Es war nun nicht mehr nur eine Reise ins Unbekannte im Thema Homöopathie, sondern durch die Herausforderung Corona mit Lockdown auch eine Reise in die Unbekannte „wie geht zusammen Lernen“ in Zeiten von Homeschooling!

Ja, und da befinden wir uns noch immer und ich spreche bewusst von WIR, da sich die Energie längst verselbstständigt hat!

Es geht bei weitem nicht mehr nur darum Arzneimittel zu lernen, wie z.B. was steckt hinter Apis, dem Arzneimittel der Honigbiene, sondern was gibt es noch für „Geschwistermittel“ wie z.B. Ameise oder andere Arzneien aus dem Reich der Insekten.

Jetzt stellt sich die Frage: Wozu das alles lernen? Ja, das ist die Frage! Aber die stelle ich mir an dieser Stelle nicht, denn wenn es „drängende“ Fragen gibt, dann sollte es auch eine Plattform geben diese zu beantworten und zu „erklären“.

Die Themen sind, einzeln betrachtet, eine hilfreiche Verständnismöglichkeit, wenn es darum geht akute Infekte aus der homöopathischen Hausapotheke zu lindern. Aber auch ganz allgemein verändert sich der Horizont, die individuelle Sichtweise auf das eigene Leben wird feiner und differenzierter.

Flammarions Holzstich, auch Wanderer am Weltenrand – Wikipedia

Es tauchen Fragen auf, wie z.B. „Wie kann ich lernen unvoreingenommen das Unbekannte zu suchen?“ nachdem wir zum Thema der „Akuten Behandlung“ sprachen. Dabei ging es um die Fähigkeit als Behandler, Beobachter eine „unvoreingenommene Haltung“ einzunehmen. Solche Zitate stammen aus dem „Organon der Heilkunst“, indem Hahnemann sehr klar und unmissverständlich die Anwendung der Homöopathischen Heilkunst beschrieben hat. Die altertümliche Sprache benötigt ein Quäntchen Gelassenheit und Entspannung und wenn man sich dem Klang hingibt, entfaltet sich die Präzision der Beschreibung.

In diesem Sinne sind wir längst in einem jeweils unterschiedlichen Sprachduktus angelangt, wo es mal in Richtung Psychologie, Philosophie, aber auch in Themen der Naturwissenschaften wie Biologie, Chemie oder Physik geht.

Zum Beispiel kommt dem Periodensystem plötzlich eine komplett neue Bedeutung zu, die jenseits dessen liegt von dem, was wir aus unserer Schulzeit an Wissen rüber gerettet haben! Besonders wenn wir die Logik und Wirkung im Streben der Elemente nach „Vollständigkeit“ erkennen.

Eine Teilnehmerin meinte nach einem Abend: „Ich hätte nicht gedacht, was alles mit Homöopathie zu tun hat. Es ist so vielseitig, gerade so als wäre es eine Lebensschule“!

Und genau da befindet sich dieser „Homöopathie Abend“ nun, ohne zu wissen, wo es hingeht, wer daran teilnimmt, wie speziell die Themenwünsche sind. Solange es Fragen gibt, wird dieses Format gerne von mir weitergeführt. Denn diesen munteren Unterricht gestalten keine Lehrkräfte, kein Institut, sondern genau diejenigen, die es wünschen: die neugierigen Forschergeister. Denn genau ihr Interesse ist die Basis des „Lehrplanes“ für das folgende Halbjahr.

So stehen im nächsten Zyklus 5 Abende thematisch mit neuen Arzneimitteln und Theorie-Fragen an, wobei verbindend das „Repertorium“ als Werkzeug zur Arzneimittelfindung besprochen wird.

By Griffin2020 – Own work, CC BY-SA 4.0

Praktische Übungen, zu zweit oder in einer Gruppe, dienen dazu, das gehörte zu verinnerlichen. Das wird grundsätzlich der größte Unterschied zum Online-Frontal-Unterricht sein. Da wir uns inzwischen in dem sogenannten „Hybrid-Modell“, dem „Integrierten Lernen“ üben, was bedeutet, ein Teil der Teilnehmerinnen (vielleicht ja auch bald Teilnehmer!) kommt um den Tisch, die PowerPoint Präsentation wird mit dem Beamer an eine Leinwand projiziert und diejenigen, die gerne von zu Hause teilnehmen sind übers Internet mit Jitsymeet im Chatroom. So sind wir mit einer Raumkamera im „Kreis der Gruppe“ verbunden!

Somit können weitere Interessierte gerne jederzeit reinschnuppern und teilnehmen. Dadurch, dass die Themen immer wieder von verschiedenen Seiten erörtert werden ist keine (!) Vorkenntnis nötig. Hier noch ein kleiner Hinweis: die Teilnahme ist kein Ersatz für eine persönliche Beratung.

Rudolf Virchow: „Die akademische Freiheit ist die Freiheit, so viel lernen zu dürfen, wie man will.“