In meinem Garten blüht die Schwertlilie

„Es gibt viele Arten von Kopfschmerzen…“ und noch viel mehr homöopathisch wirksame Arzneimittel. Denn auch ein Kopfschmerz ist bei genauerer Betrachtung ein ganz individueller Ausdruck der verstimmten Lebenskraft.

Hierbei interessiert immer die möglichst vollständige Symptomatik.
Ein vollständiges Symptom ist, wenn folgende Punkte zusammen betrachtet werden:

  1. „warum“ und „seit wann“, bin ich krank geworden, sozusagen die plausible Ursache zu Beginn.
  2. „wo“, der exakt Ort der Beschwerden ist zu beschreiben und wohin breiten sie sich aus.
  3. „wie“ sind die Beschwerden. Dies ist mit ganz besonderer Sorgfalt zu untersuchen, denn kaum jemand ist noch darin geübt, die Schmerzen oder die Art der Empfindung exakt zu beschreiben. Wenn jedoch klarer wird, dass dies für die Arzneifindung in der Homöopathie entscheidend ist, wird es spannend bei sich selber mal nachzufühlen, wie vielfältig Schmerzen sein können. Ist es ein Brennen, mit Hitze oder eher mit Jucken verbunden… ein Gefühl von Stechen wie Glassplitter, oder eher ein Pieksen wie ein Insektenstich… dumpf oder ziehend…?
  4. „wodurch“ werden die Symptome schlimmer oder gelindert?
    Dies sind die Modalitäten, die ganz einzigartig und bei jedem unterschiedlich sein können!

Neben dem „Vollständigen Symptom“ ist es hier von weiterem Interesse ob es bestimmte Veränderungen oder Auswirkungen auf die emotionale Stimmungslage gibt: so wie z.B. Gleichgültigkeit, Rückzug oder verstärkte Reizbarkeit.

Wenn wir nun den Kopfschmerz im allgemeinen nochmals unter diesen Aspekten ansehen, stellen wir sehr schnell fest, dass es zwar Kopfschmerztabletten gibt, die helfen den Schmerz zu beseitigen, dass es aber für die Besänftigung der innersten „Wurzel“ der jeweils individuellen Symptomatik keine „Allgemeinpillen“ gibt.
Dies als kurze Einleitung zu dem Bild: „In meinem Garten blüht die Schwertlilie“, da mich als Homöopathin nicht nur ihre wunderschöne Blüte erfreut, sondern mich auch durch ihre Kraft als potenzierte Arznei verzaubert und begeistert!

Iris versicolor die Buntfarbene Schwertlilie, oder auch Schillernde Schwertlilie genannt, strahlt in allen Farben des Regenbogens, transparent wie ein Aquarell mit violett gezeichneten Adern.

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Irisblüte von oben – Es wird Dlanglois als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). – No machine-readable source provided. Own work assumed (based on copyright claims)., CC BY-SA 3.0, OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der 1800 geborene amerikanische Homöopath James Kitchen hat die aus dem Wurzelstock hergestellte potenzierte Arznei in die Homöopathie eingeführt.
Schon durch eine Vergiftungen von der Wurzel werden charakteristische Beschwerden wie Kopfweh, Durchfall und Erbrechen verursacht. Sie bestätigen das Wirkungsspektrum der Schwertlilie im homöopathischen Einsatz.

Eine kurze Fallbeschreibung aus der Praxis:
Eine zierliche Frau hat als Chefsekretärin in einer Spedition sehr viel zu erledigen und fühlt sich ständig geistig überanstrengt mir all der Verantwortung und dem permanenten Termindruck. Bis vor ein paar Monaten konnte sie all dies noch gut bewältigen. Aber seit ihr Mann schwer erkrankt ist, kommen noch viel Sorgen um Krankheit und Tod dazu. Sie leidet unter schweren Migräneattacken, die meist am Freitagabend schon mit leichten Sehstörungen beginnen und am Wochenende mit den bisher verwendeten Schmerztabletten überhaupt nicht mehr zu lindern sind. Es ist meist ein zusammenschnürender Schmerz in der Stirn, aber auch dumpf klopfend, dies bündelt sich dann eher in die rechten Schläfe. Am Samstag kommt dann meist eine Übelkeit hinzu, zunehmend gefolgt von heftigem Erbrechen, nach dem es dann ganz langsam mit den Kopfschmerzen besser wird. An den letzten Wochenenden konnte sie überhaupt nicht mehr aufhören zu erbrechen, bis das Erbrochene ganz gallig wurde.
Dann schmerzt der ganze Verdauungskanal vom Hals, über die Speiseröhre bis zum Magen. In dieser Zeit kann sie gar nicht mehr essen und hat dann sowieso auch keinerlei Appetit.
Das ist natürlich extrem schwächend und sie kann sich das zusammen mit der Erkrankung des Ehepartners ja eigentlich gar nicht „erlauben“. Außerdem hat sie zunehmend das Gefühl durch das eingefallene Gesicht mit den tiefen Augenringen sichtbar gezeichnet zu sein. Sie fühlt sich sehr beeinträchtigt, geschwächt und zunehmend durch Kleinigkeiten gereizt. Wenn sie unter der Woche in der Arbeit ist, hat sie keine Kopfschmerzen. Diese stellen sich immer erst ein, wenn sie zur Ruhe kommen könnte, wie abends oder eben am Wochenenden.

Mit der Arznei Iris.-vers. C 200 verschwand die Migräne innerhalb von einem Monat fast vollständig und sie hatte deutlich mehr Energie und Kraft für die Begleitung ihres sterbenden Mannes. Von Zeit zu Zeit rief sie an und ich staunte sehr über ihr neu gewonnenes Lebensglück. Ihr letzter Anruf (ca. fünf Jahre nachdem sie erstmals zu mir kam) teilte sie mir lediglich mit, dass sie wieder verheiratet sei und sich deswegen Nachname und Adresse geändert hätten.

Schwertlilie
In meinem Garten blüht die Schwertlilie

Unter dem Gesichtspunkt eines „Vollständigen Symptoms“, sehen wir hier deutlich die vier nötigen Aspekte:

  1. Seit wann? Überanstrengung und Belastung
  2. Wo? Kopfschmerzen in Stirn und rechter Schläfe.
  3. Wie? Zusammenschnürender Schmerz, dumpf klopfend. Mit Sehstörungen und Erbrechen.
  4. Wodurch? – schlimmer oder besser (Modalitäten): Schlechter wenn man zur Ruhe kommt, am Wochenende, alle 8 Tage. Besser nach Erbrechen und bei Beschäftigung.
    Die Veränderung im Emotionalen ist auch deutlich: gereizt und sehr niedergeschlagen.
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Von Vincent van Gogh – The Getty Center, Object 826, Digital image courtesy of the Getty’s Open Content Program., Gemeinfrei

Das Wirkungsspektrum der Arznei Iris versicolor ist weitaus vielfältiger als die hier beschriebene Kopfschmerzsymptomatik. Sie hat einen besonderen Bezug zu den Schleimhäuten der Drüsen, zur Verdauung, Atmung und den Nerven. Sie zeigt eine deutliche Periodizität und die polaren Modalitäten wie Besserung in fortgesetzter Bewegung und Verschlimmerung in Ruhe. Früher wurde diese Arznei wegen des heftigen Erbrechens auch bei der Behandlung der Cholera mit großem Erfolg eingesetzt.

„wenn du eine iris siehst“
betrachte ihre blüte
und zähle ihre zungen
befühle ihre blätter
und denk an regenbögen
an göttinnen an augen
wenn du eine iris siehst
gibt’s viele gründe
recht lange zu verweilen
vergönn es dir es eilen
die stunden ohnedies
oft ungenützt

ein Gedicht von Ingo Baumgartner (2013) aus der Sammlung „Blumen“