Die Bezeichnungen der komplexen Krankheitsbilder wie ADHS und ADS sind inzwischen in aller Munde, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser neuen Syndrome sind jedoch immer noch unklar.
Liegt bei ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) das Schwergewicht mehr auf der Unruhe und Zappeligkeit ist beim ADS mehr die mangelnde Aufmerksamkeit bzw. Konzentrationsfähigkeit im Vordergrund.
Die Ausprägung und Kombination dieser Symptome sind bei jedem Kind verschieden stark ausgeprägt, es gibt aber eine Reihe von Symptomen die als kennzeichnend gelten:
Unfähigkeit zuzuhören oder Details zu beachten, Vermeiden lästiger Aufgaben, mangelndes Durchhaltevermögen, Schwierigkeiten beim Organisieren, häufiges Vergessen und Verlieren von Dingen, leichte Ablenkbarkeit, Träumen, ständiges Fuchteln, Zappeln oder Tics, Handeln wie von einem Motor getrieben, Impulsivität, exzessives Reden, aufdringliches Verhalten, Herumrennen, Schwierigkeiten sich an ruhigen Tätigkeiten zu beteiligen, starke Stimmungsschwankungen usw.
Was sind die Ursachen?
Ähnlich vielfältig wie die Symptome können auch Ursachen und Auslöser sein, die Forschung liefert verschiedene Ergebnisse:
Eine genetische Veranlagung. Im angeborenen Temperament gibt es große individuelle Unterschiede, schon in der Antike gab es die eine einfache Einteilung in Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker. Neuere Forschungen zeigen, dass bestimmte Verhaltensmuster genetisch bedingt sind, so zeigt sich dass Hyperaktivität oft familiär gehäuft auftritt, wobei Jungen neunmal häufiger als Mädchen betroffen sind.
Minimale Entwicklungsstörungen im Gehirn, die durch Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt entstehen können, werden diskutiert und in Betracht gezogen. Es kann sein, dass bestimmte Hirnareale die bei der Regulation von Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle eine Rolle spielen nicht genügend ausreifen.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, es wurden besonders der hohe Zuckerkonsum und die vermehrte Aufnahme von Phosphaten diskutiert, dieser Zusammenhang ist aber nicht eindeutig bestätigt worden.
Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung und Verunreinigung von Nahrungsmitteln geraten auch immer mehr in den Blickpunkt. Hormonähnliche Substanzen die sich im Körper anreichern, können zu Entwicklungsstörungen und so auch eine gravierende Einschränkung der Lernfähigkeit, Ausdauer und Geschicklichkeit führen.
Soziale Einflüsse spielen eine besondere Rolle. Hektik und Stress im Alltagsleben, Leistungsdruck, Reizüberflutung, allgemeine Unsicherheit all dies trifft auch die Kinder. Mit der Folge, dass sie, wie Erwachsene unter Nervosität, Unruhe oder Antriebsschwäche bis Müdigkeit und Erschöpfung leiden.
Bewegungsmangel. Abwechslungsreiche Bewegung ist für eine gesunde Entwicklung notwendig, denn die Ausbildung des Gleichgewichtssinnes trägt zur Schulung aller Sinne bei und wirkt sich positiv auf das soziale Verhalten aus.
Die Behandlungsformen sind recht unterschiedlich, da die Ursachen und Symptome dieser Störung noch nicht eindeutig geklärt werden können.
Medikamente: um die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen und die Unruhe zu unterbinden wird häufig das Medikament Ritalin® (Methylphenidat) eingesetzt. Doch findet dies auch unter Fachleuten keine einhellige Zustimmung, da die Krankheit eher unterdrückt anstatt geheilt wird und überdies die Suchtgefahr relativ hoch ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte außerdem fest, dass Psychopharmaka vor allem in Europa viel zu häufig verabreicht werden.
Ein Komplexmittel Zappelin® (Chamomilla D12, Kalium phosphoricum D6, Staphisagria D12, Valeriana D6) wird als homöopathische Alternative angeboten. Wobei die routinemäßige Einnahme zu unerwünschten paradoxen Symptomen führen kann, die von den überdosierten Gaben der einzelnen homöopathischen Inhaltsstoffe entstehen können. (s. Chamomilla-Artikel in der vorigen Ausgabe)
Psychotherapie: Verhaltenstherapie oder Kunsttherapie helfen die inneren Probleme und Konflikte zu erkennen und zu lösen. Diese Methoden, die in ihren Möglichkeiten immer noch zu wenig Beachtung finden führen zu erstaunlichen Ergebnissen. Psychologen setzen auf eine gezielte Miteinbeziehung der Eltern um eine Besserung des Zustandes zu erreichen. Auch gezielte Bewegungsübungen oder Autogenes Training sind hilfreich und können unruhigen Kindern helfen, wenigstens kurzfristig zu entspannen.
Klassische Homöopathie: gerade bei so unklaren Störungen wie Unkonzentriertheit oder Hyperaktivität kann die homöopathische Behandlung wirksam helfen, weil sie an der Konstitution ansetzt und die Eigenarten, sowie die Persönlichkeit des Kindes in ihrer Ganzheit berücksichtigt.
Es gibt eine Studie von Dr. Heiner Frei (aus Basel), die erstaunliche Heilungsergebnisse gezeigt hat bei homöopathisch behandelten Kindern mit ADHS. Hier wird das Augenmerk wieder auf die Individualität des einzelnen Kindes gerichtet, dessen Lebenskraft in Balance gebracht werden soll.
Was können Eltern ganz allgemein tun?
Kinder können nur so glücklich oder unglücklich sein wie die Erwachsenen, in deren Welt sie aufwachsen. Die Bedingungen, unter denen Eltern ihre Kinder großziehen sind alles andere als ideal. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten und Chancen, aber genauso viele Fallstricke und Risiken. Eltern wollen ihren Kindern die besten Voraussetzungen für diese Welt mitgeben, doch wächst die Ratlosigkeit was das Richtige ist. Über eine „richtige“ Erziehung lässt sich trefflich streiten.
Eltern sollten ihren Kindern ehrlich entgegentreten und feste, einsehbare Regeln für das Zusammenleben aufstellen, die von allen eingehalten werden müssen. Erziehung heißt auch immer Selbsterziehung und Selbstreflektion, denn am meisten wirkt immer noch das eigene Vorbild.
„Kinder zeigen uns unverstellt, wie ihre Lebenswelt und ihre Umwelt auf sie wirken und wo sie diese Umwelt herausfordert und überfordert. So gesehen sind Kinder soziale, kulturelle und gesundheitliche Seismographen, die Erwachsene in aller Deutlichkeit auf Unzulänglichkeiten der Lebensorganisation hinweisen.“ Klaus Hurlemann, Jugendforscher
Vor allem gilt es, Ruhe zu bewahren, alle positiven Eigenschaften des Kindes zu sehen und zu fördern. So können der kleine Zappelphilip und die Traumsuse mit zunehmender Reife ihr störendes Verhalten ablegen und zu kreativen Erwachsenen werden.
Kochler Blattl – Juli 2014