Die Frage nach der homöopathischen Potenz – immer wieder spannend!
Die Wahl der passenden homöopathischen Arznei setzt viel Wissen, Erfahrung und Sorgfalt voraus. Da es für Laien immer mehr Homöopathie Ratgeber gibt, die sehr erfolgversprechend verkauft werden, sollte hier mal etwas Theoretisches über die Potenzwahl erklärt werden.
Die Herstellungsweise der homöopathischen Arzneien, das sogenannte Potenzieren einer Ursubstanz wurde von Samuel Hahnemann klar definiert: es beginnt mit der Verreibung des Ausgangsstoffes in Milchzucker, gefolgt von der vielfachen Verdünnung und dem Verschütteln ganz genau nach Anweisungen beschrieben im Homöopathischen Arzneibuch – HAB. Auf diese Weise wird die arzneiliche Wirkung bei jedem Arbeitsschritt verstärkt und mehr entfaltet. Die so hergestellten Arzneien sind hochwirksam und verlangen unseren Respekt.
Die Potenzierungs-Schritte (Verdünnung – Verreibung/Verschüttelung) wird in den Zahlen hinter dem Arzneinamen gestellt und zeigt die Anzahl der Verdünnungen und die Häufigkeit der Verschüttelungen. Die Buchstaben entsprechen den „römischen Ziffern“. Die Bezeichnung D bezieht sich auf Dezimalpotenz („römisch D“). Die Potenzstufe D 4 bedeutet also, dass die Ausgangssubstanz auf 10 verdünnt wurde, mit nachfolgenden 10 Schüttelschlägen. Dieser Vorgang, Verdünnung und Verschüttelung, wurde dann 4x wiederholt.
Bei einer C-Potenz, Centesimalpotenz, ist die Verdünnungszahl entsprechend auf 100 („römisch 100“). Die eigentliche Menge der Potenzierungsvorgänge wird in der Zahl nach dem Buchstaben angezeigt und entspricht der eigentlichen Potenzhöhe!
Man kann der Einfachheit sagen, je höher die Zahlen sind, desto kraftvoller ist die Dynamisierung und die Kraft der Arzneiwirkung. Wobei natürlich immer die Ähnlichkeit zur Schwingung der Erkrankung notwendig für eine Heilung ist!
Aber hier nochmal der Reihe nach:
Die Ursubstanz kann allein durch ihre Heilwirkung in Nahrungsergänzungsmitteln oder in pflanzlichen Arzneien verwendet werden. Voraussetzung ist, dass sie ungiftigen Ursprungs ist!
Aus dem phytotherapeutischen Anwendungsgebiet gibt es nun Anwendungsbereiche wie z.B. beim Ginko: er wird gerne zur verbesserten Leistungsfähigkeit im Gehirn verwendet, da die Pflanzenkraft die Durchblutung der Kapillaren steigern kann. Auch niedrige Potenzstufen werden häufig verwendet: so wie z.B. Ava sativa (der Hafer) um den Schlaf günstig zu beeinflussen oder Echinacea (Sonnenhut) zur Immunsteigerung und viele mehr!
In den niedrigen Potenzstufen mit nur wenig Verdünnungs- und Verreibungsschritten ist immer noch etwas „Stoffliches“ der Ausgangssubstanz vorhanden. Daher sind von toxischen Grundstoffen wegen ihrer giftigen Wirkung manche Arzneien gar nicht in den niedrigen Potenzen erhältlich! Darunter fallen z.B. Arsen (Arsenicum album), Eisenhut (Aconitum) oder Quecksilber (Mercuris solumbilis) sowie auch die meisten Schlangengifte.
Von den mineralischen Substanzen sind hier vor allem die „Schüssler Salze“ zu erwähnen. Sie haben einen Einfluss auf die Gewebestruktur im Körper, da so die Mineralstoffverbindungen in den Zellen ausgeglichen werden. So wie „Nr. 11, Silicea“ eine Wirkung auf Haut, Haare und Bindegewebe entfalten kann. Die Schüßler-Salze werden üblicherweise in den Potenzen D 3 bis D 12 eingesetzt, wobei die Potenz D 12 typisch ist für die wasserunlöslichen Mineralstoffe.
Die Konzentration des Ausgangsstoffes in einer C 6 Potenz (6x auf 100 verdünnt → 1:1012) und einer D 12 Potenz (12x auf 10 verdünnt → 1:1012) ist die gleiche, und zwar jeweils die Ausgangskonzentration/1012. Die Wirkungskraft ist jedoch in der D 12 etwas höher, da der Dynamisierungsschritt häufiger wiederholt wurde!
Ab einer bestimmten Potenzhöhe, entsprechend den Potenzen D 23 oder C 12, ist kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr nachweisbar, der sogenannten „Loschmidtschen Zahl“.
In der Regel ist die C 12 die geeignete Potenz für die Selbstbehandlung, eventuell kommt auch die D 12 in Frage (falls zur Hand). Die Wirkung ist jedoch meist nur von kurzer Dauer, daher sollte sie öfters wiederholt werden. Wenn der Effekt aber schnell wieder abklingt, kann die nächst höhere Potenz C 30 nötig sein. Das sollte gegebenenfalls aber, wenn nicht längere Erfahrung vorhanden ist, auf fachlichen, homöopathischen Rat erfolgen.
Die Kraft der Homöopathischen Arznei (die Höhe der Potenz) sollte immer der Kraft der Krankheit entsprechen. Danach ist für den Laien auch recht deutlich, dass die Auswahl der Anwendungsgebiete zur Eigenbehandlung doch begrenzt ist. Es ist meist eine akute Episode, die in der Regel auch anderweitig behandelt werden könnte.
Ist die Wahl des homöopathischen Mittels angezeigt und die Potenz stimmig, wird die Lebenskraft direkt in Harmonie, bzw. in Gesundheit „schwingen“. Ist die Kraft der Arznei (Kunstkrankheit) jedoch noch nicht so stark wie die der Krankheit, braucht es eine höhere Potenz.
Hohe Potenzen (ab D 30 oder C 30 bis C 1000 und höher!) wirken tief und lange und sollten besser der Behandlung eines Homöopathen vorbehalten sein!
Gegen Ende seines Lebens entwickelte Hahnemann eine weitere Potenzierungsvariante, die sogenannten Q-Potenzen oder LM-Potenzen. In diesem Fall heißt es, dass auf (gemäß der römischen Zahl) LM = 50.000 verdünnt und mit 100 Schüttelschlägen auf die neue Trägersubstanz potenziert wird. In diesem Dynamisierungsproprozess werden die jeweils in aufeinander folgenden Potenzstufen in allen Schritten verwendet: zuerst die LM 1 dann die LM 2, LM 3 etc. Die so verwendeten Arzneien werden meist in chronischen Krankheiten verwendet und werden in Wasser verdünnt jeden Tag eingenommen. Wegen der erforderlichen exakten Beurteilung im jeweiligen Fallverlauf, eignen sich diese Potenzen jedoch nicht zur Selbstbehandlung.
Die Potenz, so wie hier in aller Einfachheit und Kürze beschrieben, entspricht nicht nur dem Verdünnungsgrad der Ursubstanz, sondern vielmehr der wiederholten Dynamisierung, zur gesteigerten Heilkraft!