Langeweile, auch (österr.) Fadesse oder (franz.) Ennui , ist das unwohle, unangenehme Gefühl, das durch erzwungenes Nichtstun hervorgerufen wird oder bei einer als monoton oder unterfordernd empfundenen Tätigkeit aufkommen kann. Die Langeweile ist Gegenstand philosophischer, kulturwissenschaftlicher, psychologischer
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und pädagogischer Betrachtung.
Wenn wir uns diese Definition dieses Gefühls-Zustandes vergegenwärtigen, sind wir kollektiv doch sehr schnell in dem „Lockdown-Erleben“, dessen Erfahrungen jeder von uns in irgendeiner Form durchgemacht hat.
Es ist egal wie wir in so einen apathischen, teilnahmslos oder gelangweilten Gemütszustand geraten, länger andauernd bedeutet es eine psychische Belastung, welche sehr ernst genommen werden sollte.
Dass Stress krank machen kann, wissen wir alle, welcher Stress was für eine Belastung auslöst, ist wiederum sehr unterschiedlich und durchaus individuell!
Durch belastende Umstände können unsere Gedanken regelrecht aus der Bahn geworfen werden, so dass in unserem Kopf eine Art Benommenheit, ein „Brain-Fog“ oder Gedankennebel entsteht. Das dient im Grunde einer wichtigen Schutz-Regulation unseres Gehirns: nämlich einen Kollaps zu vermeiden!
Konzentrationsstörungen können erst einmal ein Schutz vor schlimmeren psychischen Störungen Angstzuständen oder wie Depression darstellen. Dabei gilt es natürlich genau zu erforschen in welchem Zusammenhang diese aufgetreten sind.
Ursachen für diese geistigen Schwächezustände können nicht nur Kummer oder Trauer sein, Überarbeitung, besonders geistige Arbeit oder Computerarbeit, Krankheiten wie Durchfall oder Grippe mit viel Flüssigkeitsverlust.
Die weitverbreitete Komplikation der Viruserkrankung, auch der Post-Covid Zustand genannt, zählt momentan auch als verursachende Größe der chronischen Erschöpfung dazu.
Ein sehr großes homöopathisches Arzneimittel ist Phosphoricum acidum, für so einen ausgeprägten Schwächezustand. Besonders ist die Wirkung von Phos-ac bei jungen Leuten, die schnell wachsen und geistig oder körperlich überfordert sind. Oder allgemein nach Kummer, Krankheiten oder Verlust von Körperflüssigkeiten (zB Durchfall, Schweiß oder Blutung).
Als Ursubstanz ist Phosphorsäure in hohen Konzentrationen ätzend, es dient als Konservierungsmittel oder als Säuerungsmittel in der Lebensmittelindustrie und ist als E 338 bekannt. Die Verwendung in Coca-Cola wird zB immer wieder, wegen der Auswirkungen im Körper kontrovers diskutiert. Die andauernde Aufnahme gilt gesundheitlich als bedenklich, da es bei einem regelmäßigen Konsum zu einer Knochenabbauenden Wirkung kommen kann und dadurch Osteoporose fördert.
Hier aber wieder zu der verheerenden psychosozialen Wirkung der weltweit grassierenden Pandemie. Die dadurch entstehenden Erschöpfungszustände sind zunehmend auch in meiner Praxisarbeit festzustellen. Dazu möchte ich hier kurz ein Beispiel beschreiben.
Ein 13-Jähriges Mädchen mit einem „Null-Bock-Syndrom“
Bis vor einem halben Jahr war sie ein sprühend, interessiertes und umtriebiges Mädchen, erzählt die Mutter schon bei der Terminabsprache. Als Mutter und Tochter jedoch dann bei mir in der Praxis saßen, entstand eine den Raum einnehmende tonlose Melancholie, die fast auch mich ergriffen hätte.
Ihre körperlichen Beschwerden waren im Grunde an einer Hand aufzuzählen:
Blasses, fahles Gesicht mit leichten Augenringen. Kopfschmerz, wie ein Druck auf den Scheitel. Immer wieder anhaltende Durchfälle, manchmal mit Übelkeit öfters nach sauren Getränken. Jedoch hatte sie ein großes Verlangen nach saftigen Dingen oder stark gewürzte Speisen.
Es bestand eine andauernde bleierne Müdigkeit, egal wieviel Schlaf sie hatte.
Ihre Beschwerden begannen so schleichend, während des ersten Lockdowns. Wir merkten es zuerst an ihrer zurückweisenden traurigen Laune und dass sie immer nur „Null-Bock“ hatte.
Daraufhin fragte ich sie selbst direkt, wie sie diese Zeit erlebt hat.
„Ich war total sauer, dass ich wegen Corona alle meine Freunde nicht mehr treffen konnte. Das dauernde Whatsapp- oder Handy-Kontakthalten ging mir auf die Nerven, und nur um mit ihnen zusammen zu sein, musste ich dauernd am Handy bleiben. Da habe ich die Kraft für das Homeschooling verloren. Alles hat mich müde gemacht und jetzt fühle ich mich fast wie ein ausgebluteter Zombie. Ich habe mich immer mehr in mich zurückgezogen, weil ich mit allem so enttäuscht bin.
Die Enttäuschung ist auch nicht weg gegangen als wir uns wieder mit Abstand sehen konnten. Dann war alles mit den Masken, das kann ich ja verstehen, aber für Freunde ist das einfach schrecklich! Da wird alles sehr traurig! Es macht mich sauer, auf eigentlich alles, da habe ich dann einfach auf gar nichts mehr Bock! Jetzt kann ich mich eh nicht mehr konzentrieren, weil mir alles sofort zu viel ist.“
In dieser kurzen Beschreibung erkennen wir, dass dies die Geschichte von einer Person ist, die alles in ihre Beziehung investiert. Die investierten Emotionen – hier über die sozialen Medien – werden zunehmend zu einer Art ausgebluteten Emotionszustand. Resultierend daraus entsteht ein tiefer Kummer, gerade so wie ein Liebeskummer, zu allen so jäh getrennten wichtigen Freunden mit dieser tiefen Erschöpfung. Es gleicht geradezu einer totalen emotionalen Dekompensation, d.h. es besteht keine Möglichkeit mehr zu geben, oder sich wieder in der Nähe der Freunde zu fühlen!
Über die für Phosphoricum acidum bekannten körperlichen Symptome, und den für diese Arznei kennzeichnenden Gemütszustand bekam sie sofort diese Arznei Phos-ac.
Schon nach ein paar Tagen war ihre Launenhaftigkeit innerhalb der Familie deutlich milder und sie bekam mehr innere Energie und konnte ihre schulischen Aufgaben wieder erledigen. Nach lediglich 2 Wochen waren ihre körperlichen Beschwerden vollends verschwunden.
Was mich jedoch sehr überraschte, war dass sie schon bald mit ihren Freunden über Internett ein Gruppen-Film-Projekt plante, indem sie „diese komische Zeit“ in einer eigenen Kunst-Gemeinschaftskollage beschreiben wollte.
Dies macht sehr deutlich, wie sehr die Schnittstelle der „verletzten Emotionalen Trauer“ sich im Heilungsprozess in Kreativität und Kraft umwandeln konnte.
Im homöopathischen Arzneischatz gibt es wahrlich viele Arzneien, die einen gleichgültigen apathischen Geisteszustand haben. Mit der Beschreibung dieses französischen Wortes ‚Ennui‘, der Langeweile oder Fadesse lassen sich die Anfangsempfindungen einer ganzen Reihe von weiteren Erschöpfungszuständen beschreiben. Wie sich diese Zustände dann darstellen und nach welchen besonderen Arzneien sie verlangen ist jeweils speziell zu ermitteln. Und was diesem Zustand voraus ging, ist manchmal wiederum ein hinweisendes Symptom.