Seit dem… nie mehr richtig erholt…
Oft gibt es eine Causa, eine Ursache infolge dessen ein Krankheitsgeschehen seinen Lauf nimmt. Bekannt sind Folgen von Insektenstichen, fetten Nahrungsmitteln, Überbeanspruchung, Krankheiten, Narkosemitteln, Kummer oder Impfungen. Die Anwendung von Arnika als homöopathisches Mittel mit den Indikationen „Folgen von Verletzung“ wird zu häufig als Standard empfohlen. Die Wirkung tritt aber nur ein, wenn der Zustand der Verletzung auch dem „Arnika-Arzneimittelbild“ entspricht, die Anwendung nach dem „Ähnlichkeitsprinzip“ auch passt. Die Beschwerden und das Allgemein-befinden sowie die genauen Begleitumstände sollten immer differenziert mitbetrachtet werden. Es gibt eine Reihe von Arzneien mit solchen Ursachen-Komplexen. Eine Heilreaktion wird nur mit einer größtmöglichen Ähnlichkeit erzielt werden und kann nicht „eins zu eins“, im Sinne von einer Ursache und eine Arzneiwirkung erfolgt.
Diese „Folgen-von-Symptome“ sind genaugenommen Bestandteil, der Modalitäten einer Erkrankung. Als Modalitäten werden in der Homöopathie die Bedingungen bzw. Umwelteinflüsse bezeichnet, die sich auf den Krankheitsprozess bessernd oder verschlimmernd auswirken. Das bedeutet hier: die Causa – Ursache ist sozusagen eine spezifische Art der Verschlimmerung!
Dadurch ergibt sich, dass dieser Art “Folgen von…-Symptomen“ ein sehr großer Stellenwert zukommt und zwar nicht nur als Veranlassung den Homöopathen aufzusuchen.
Akutes Fallbeispiel:
Ein 5jähriger Junge bekam ganz plötzlich Fieber mit Husten und klagt über stechende Kopfschmerzen.
Die Mutter rief mich morgens sehr früh an und sagte „Das kam alles ganz rasch und entwickelte sich ungewöhnlich heftig. Er hustet, friert obwohl er sehr schnell 39° C Fieber bekommen hat, aber schwitzen tut er gar nicht. Heute Nacht war es so schlimm mit ihm, er war fast panisch, schrie und verlangte ständig Wasser. Seine Ruhelosigkeit ging die ganze Nacht durch, wodurch fast die ganze Familie schlaflos war.“
Auf die Frage was sich am Tag vorher ereignet hätte, antwortete sie: „Wir waren mit anderen Kindern beim Schlittenfahren. Es war eisig kalt, aber der kalte Wind war am gemeinsten! Mir war gar nicht gleich aufgefallen, dass unser Sohn eine Zeit lang gar keine Mütze auf hatte.
Er war immer so erhitzt, beim hochrennen mit dem Schlitten, da er immer der erste sein wollte.“
Der Junge bekam sofort aus der Hausapotheke eine in Wasser aufgelöste homöopathische Arzneigabe. Nach kürzester Zeit verschwanden die Unruhe, Panik und das Fieber. Bald hatte er sich vollständig erholt.
Die deutliche Causa „Folgen von kaltem Ostwind“! Sowie die folgenden Symptome:
Rasch ansteigendes Fieber, heftig und plötzlicher Beginn. Stechende Kopfschmerzen, plötzlicher Husten, Durst auf Wasser, Frösteln im Fieber mit Trockenheit.
Die Ruhelosigkeit und Panik in der Nacht sind auch ein deutliches Zeichen für die „Ähnliche Arznei“.
Bei der nachfolgenden Gruppe bestehen die Beschwerden „seit einer bestimmten Zeit“
Es sind auch manchmal Folgen von… aber meist nicht im Sinne eines eindeutigen Ereignisses. Oft kann nicht eindeutig die Ursache erklärt werden, aber die Zeitspanne, seit dem ein Krankheitszustand eintrat und manifest blieb wird erwähnt. „Seit dem… habe ich mich nie wieder richtig erholt, oder wohl gefühlt…“
Ein Fallbeispiel (chronische Beschwerden):
Eine ältere Dame kommt wegen Schlaflosigkeit, Unruhezuständen die mit heftigem anfallsartigem Herzjagen einhergehen. Sie ist feingliedrig, zart im Körperbau, von ihrem Wesen empfindsam und gebildet. Sie hat nach vielen Untersuchungen schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass sich an ihrem Zustand etwas ändern würde, da nach allen Arztbesuchen kein Befund am Herzen feststellbar war.
In der weiteren Krankenbefragung erzählt sie, dass sie schon immer so schreckhaft gewesen sei. Schon als Kind galt sie in der kinderreichen Familie immer als das „ängstliche Hascherl“ oder sie wurde als „kleines Nerverl“ bezeichnet. Sie erinnert sich dass diese panikartigen Zustände mit Angst, in denen sie nur noch gezittert hat, seit dem Krieg immer wieder auftraten. Besonders wenn sie Infekte hatte, war immer das Fieber ganz schnell so hoch, dass sie dachte „ihr letztes Stündlein hätte geschlagen“! Die Anfälle mit Herzrasen seien aber erst später aufgetreten und dazu kribbeln die die Hände bis sie fast taub sind. Das Gefühl ist aber ähnlich, so als müsste ich gleich sterben mit der Panik und der Unruhe.
Das alles ist immer bei Hektik und nachts am Schlimmsten.
Auf die Frage wie sie den Krieg erlebt hat antwortet sie: „Es war Panik! Im Luftschutzkeller, in der Dunkelheit, immer wieder diese Todesangst, die Panik. Ich glaube mir ist, jedes Mal wenn ich Angst habe immer noch dieser Schreck ins Gesicht geschrieben. Das hat aber doch nichts mit meinen Herzattacken zu tun!?“
Das Erleben der Bombenangriffe am Ende des Krieges war für diese Patientin solch ein plötzlicher psychischer Schock, dass sie seit dem immer wieder mit einer ähnlichen Symptomatik reagierte. Einer Symptomatik die in seinem „Bestehen seit… dem Krieg“ das Leben dieser Dame geprägt hat.
Im Laufe eines Jahres mit drei Folgeterminen zu denen wir uns wieder sahen, verschwand die Herzproblematik vollständig. Auch die Schlafstörung und die Ruhelosigkeit war zuletzt kein Thema mehr.
Mich hat sehr berührt, wie sie abschließend sagte: „Jetzt fühle ich in mir Ruhe und Gelassenheit. Ich habe keine Panik mehr wenn ich an den Tod denke, obwohl ich ja nun so alt geworden bin und somit dem bevorstehenden Tod ein ganzes Stück näher gerückt bin!“
Das Energiemuster beider Fälle ähnelt dem Arzneimittel Aconitum napellus. Die Arzneiähnlichkeit ist sowohl in der geschilderten Akuterkrankung als auch im chronischen Beschwerdebild der Dame, auf verblüffende Weise vorhanden.
Die Arznei wird aus der Giftpflanze dem blauen Eisenhutes, auch Sturmhut genannt hergestellt. Sie ist in den Bergen heimisch und zählt zu den giftigsten Pflanzen.
Das potenzierte Arzneimittel hat durch die potenzierte Herstellung keinerlei Giftwirkung mehr, dafür kann seine Wirkung ein Beschwerdebild heilen, welches der Vergiftungssymptomatik mit dem Pflanzengift sehr ähnelt.
Das homöopathische Arzneimittelbild von Aconitum napellus beinhaltet unter anderem:
Vorahnungen und Befürchtungen, Furcht vor dem Tod und „er glaubt bald zu sterben“.
Physische und psychische Ruhelosigkeit. Folgen von Schockerlebnissen.
Akuter, plötzlicher und heftiger Krankheitsbeginn, mit Fieber. Kälteschauer mit Frösteln.
Husten, Pseudokrupp. Durst auf Wasser, alles andere schmeckt bitter.
Beim Aufstehen wird das rosige Gesicht totenbleich.
Tachykardie – Herzklopfen mit Angst
Schlimmer: nachts und nach Mitternacht, im warmen Zimmer, trockene kalte Winde!
Kochler Blattl – März 2015